Fotos: Paul Burba für Team Deutschland
Der große Tag, das unvergessliche Rennen!
Vorab eines: das Rennen war mega stark, ein top besetztes Feld und ich habe alles gegeben und das Beste aus mir rausgeholt. Meine Form war super gut und ich bin sehr zufrieden und stolz auf meine Leistung.
Doch das alles hat leider einen bitteren Beigeschmack.
Der erste Lauf (10 km)
Den ersten Lauf bin ich in 36:45 min gelaufen (3:41 min/km). Ein für mich sehr gutes Tempo und das mit gleichmäßigem Pacing und bei über 30 Grad mit drückender hoher Luftfeuchtigkeit. Ein gelungener Start!
Zu Beginn sind alle – wie erwartet – sehr schnell losgerannt, doch spätestens nach dem ersten Kilometer zeigte sich, dass nur wenige dieses Tempo auch tatsächlich laufen und halten konnten (die Schnellsten waren nach 34:36 min in der Wechselzone). Ich hatte mein realistisches Ziel-Tempo von 3:40 bis 3:45 min/km im Hinterkopf und hatte probiert, mich nicht zu sehr vom schnellen Feld mitreißen zu lassen, denn dafür kassiert man hinten raus sehr. Als sich das Tempo langsam gesetzt hatte und die ersten Athletinnen das Tempo nicht mehr halten konnte, habe ich nach und nach einige Konkurentinnen überholt.
Bei dem herausfordernden Wetter habe ich mich bei jeder Gelegenheit abgekühlt und die Wasserflaschen, die an mehreren Verpflegungsstellen angereicht wurden, großzügig über mich drüber geleert.
Wechselzone 1
Trotz wenig Erfahrung in Sachen Duathlon/Triathlon Wechselzonen lief auch der Wechsel gut. Den hatte ich im Vorfeld auch mehrfach geübt im Training, denn hier kann man sehr viele wertvolle Sekunden liegen lassen – oder eben wieder reinholen. Schnell aus den Laufschuhen raus, ordnungsgemäß neben dem Rad platzieren, Helm auf und schließen, Rad schnappen, losrennen bis zur Mount Line, aufs Rad hüpfen, auf die Radschuhe steigen, schnell in die Pedale nehmen, Geschwindigkeit aufbauen und dann irgendwann in die Schuhe schlüpfen.
Die Radstrecke – wo das Chaos begann
Auf dem Rad habe ich meine beiden nächsten Konkurenntinnen, die ca. 20 Sekunden schneller gelaufen waren, nach 2 Kilometern wieder eingeholt und konnte dann in der Gruppe den Vorteil des Windschattenfahrens nutzen. Mein erstes Rennen mit Windschattenfreigabe – ein Erfolg.
Streckenfehlleitung und Disqualifikation
Doch dann ging das Chaos los. In unserer Dreiergruppe kamen wir auf dem verwinkelten Kurs durch Birminghams Innenstadt an eine Kreuzung, an der wir nicht wussten, ob rechts, links oder geradeaus. Keine Markierung der Strecke, keine Streckenposten, die uns den Weg zeigten. Wir schauten uns gegenseitig an, keiner wusste, ob wir richtig oder falsch fahren. Und dann kam die nächste Kreuzung, an der wir fehlgeleitet wurden. Dieses Muster wiederholte sich. Keine ausreichende Markierung der Radstrecke und fehlende oder unwissende Streckenposten. Dass wir fehlgeleitet wurden führte dazu, dass wir (mittlerweile eine Gruppe von 5, dann 7 oder 8 Duathletinnen) vor der führenden Gruppe waren. Denn diese erste Gruppe wurde von einem Führungs-Motorrad begleitet – und wurden daher richtig geleitet. Wir wurden nicht richtig geleitet. Und hatten damit einen oder zwei Kilometer unwissend „abgekürzt“. Sehr schade, weil das absolut nicht unsere „Schuld“ war und uns alle am Ende des Rennens zur Disqualifikation führte. So ging es auch den Grüppchen hinter uns, in der viele falsch fuhren, sodass am Ende des Rennens die Hälfte aller Duathletinnen wegen DSQ nicht in die Wertung aufgenommen wurde.
Der zweite Lauf (5,1 km)
Beim zweiten Lauf hatte ich noch Kräfte übrig, ich konnte den Turbo zünden und an einigen der Konkurenntinnen vorbeiziehen. Am Ende hatte ich 18:44 min (3:37 min/km) auf der Uhr stehen.
Umso bitterer für mich das DSQ-Ende, da ich auf dem Rad gerne meine Stärken ausspielen wollte und beim zweiten Lauf dann als „Dritte“ die Ziellinie überquerte (also eigentlich als Achte, wenn man die Top-Gruppe bedenkt, die ja eigentlich vor uns war). Nun, leider kann ich mich nun nicht offiziell mit einem Top-10-Ergebnis bei den World Games schmücken…
Unfair? Jedenfalls spiegelt das weder die vollen Leistungen des heutigen Tages wieder, noch zeigt es, wer heute die stärksten waren und hinterlässt trotz der vielen wertvollen Erfahrungen und des starken, unvergesslichen Rennens einen Hauch Enttäuschung.
Wie geht es jetzt weiter?
Alle disqualifizieren Athletinnen haben nach dem Rennen offiziell Einspruch erhoben. Doch mir ist klar, dass das nichts ändern wird, denn die Regeln sind eindeutig: jeder Sportler ist selbst dafür verantwortlich, die richtige Strecke zu fahren bzw. zu laufen. Fehlgeleitet? Pech gehabt. Unser Widerspruch wurde wenige Stunden später abgelehnt.
see also: https://www.triathlon.org/news/article/brimingham_duathlon_womens_review