Titelfoto: Tomás Ortiz Fernandez (Runners World)
Streckenführung des Heidelberger Halbmarathons: ein Auf und Ab in traumhafter Kulisse
Nicht nur im übertragenen Sinne war der Heidelberger Halbmarathon für mich in diesem Jahr ein Auf und Ab. Auch die Streckenführung ist ein reines Auf und Ab und hat es daher ganz schön in sich. Die ersten 7 Kilometer des Laufes sind flach und führen durch die Heidelberger Altstadt, über die Alte Brücke nach Neuenheim, wo es dann über den berühmten Philosophenweg steil den Heiligenberg hoch geht. Am Mausbachweg geht es dann wieder bergab, um dann zur “Wand” zu kommen: den Stiftweg hoch. Bei der Ziegelhausen-Brücke wird der Neckar überquert, der letzte Anstieg – und in meinen Augen der fieseste – führt den Wolfsbrunnenweg hoch, dieser Anstieg flacht sich etwas ab und führt dann am Heidelberger Schloss vorbei. Die letzten 2 Kilometer geht es dann wieder runter in die Altstadt, wo dann die letzten paar Hundert Meter durch die Fußgängerzone führen. Der Zieleinlauf ist am Uniplatz. Insgesamt hat es der Lauf also wirklich in sich, aber schön ist die Strecke in jedem Fall!
So habe ich den Halbmarathon erlebt
Am Renn-Morgen lag ein wunderbarer Tag vor mir – Sonne, angenehme Temperaturen, kein Regen. Ich fuhr mir dem Rad zum Start in die Altstadt und habe dort direkt viele Freunde und bekannte Gesichter gesehen. Das ist das Schöne an den regionalen Rennen!
Ich habe mich 30 Minuten vor Start zwei Kilometer locker eingelaufen mit meiner Freundin Julia. Noch zwei, drei Steigerungsläufe, dann ins Gedrängel am Startfeld und in den ersten Startblock einordnen. Ich schaute mich rechts und links um und sah viele starke Läufer und Läuferinnen um mich herum. Dass es kein leichtes Rennen würde, war klar.
Dann fiel der Startschuss. Den ersten Kilometer ging es leicht bergab, entsprechend hoch war das Tempo. Und es war sogar zu hoch für meine Vorsätze, wie ich das Rennen angehen wollte. Angeblich war der erste Kilometer laut GPS meiner Laufuhr unter 3:30 min/km, ein Tempo, das ich nicht auf 21 Kilometern durchhalten würde. Ich habe mich auf mein Gefühl und die Gruppe um mich herum verlassen. Ich hatte mich vorne im Feld eingeordnet und lief das Tempo der Gruppe mit.
In Neuenheim hatte ich dann schon ein paar Meter und ein paar Sekunden Abstand auf die Erste Frau bekommen. Aber ich wusste ja, was da noch kommen würde und dass die 21 Kilometer schon noch lang genug werden würden. Der Heidelberger Halbmarathon entscheidet sich nämlich erst auf den letzten Kilometern bevor es in die letzte Bergabpassage geht.
Am Philosophenweg angekommen war ich schon etwas erschöpft. Gerade mal ein Drittel der Strecke lag hinter mir und alle Höhenmeter noch vor mir. Doch die Lücke auf Platz 1 wurde kleiner und kleiner. Nun gab es zwei Optionen: auf Sicherheit hinten bleiben oder aus Risiko vorlaufen und hoffen, dass ich eine Lücke reißen kann, die ich bis ins Ziel heimbringen kann.
Ich entschied mich für Risiko. Ich lief also vor und war nun an Position 1. Bergab versuchte ich weiter Gas zu geben und es entstand auch eine Lücke auf Position 2. Aber die war nicht sonderlich groß, 10 Sekunden Abstand? 15 Sekunden? Das würde eng werden.
Also musste ich weiter Gas geben, als der nächste steile, aber kürzere Anstieg am Kloster hochging. Diese Anstiege sind fies, sie kosten Kraft und auch das anschließende Bergablaufen fühlt sich dann eher unrund an. Als es über die Brücke in Ziegelhausen ging, merkte ich erste Ermüdungen. Ich hatte mich zwar mit einem Gel versorgt, aber die Beine waren nicht mehr ganz frisch. Aber ich war ja in der Position der “Gejagten”, blickte mich nicht nach hinten um, konnte nur ahnen, wie groß die Lücke war und es gab ja eh nur eine Möglichkeit: Laufen, am besten schnell 😉 Das ging auch soweit noch gut, am Wolfsbrunnenweg wurde meine Atmung dann aber doch schwerer, ich fing an zu schnaufen und hoffte, dass ich noch genug Reserven für die letzen Kilometer hätte.
Doch als der Anstieg schon langsam wieder flacher wurde, hörte ich das Führungsfahrrad und die Schritte meiner Verfolgerin näher kommen. Einerseits befeuert mich das – andererseits hätte ich nicht mehr viel schneller gekonnt (und gewollt?). Bei Kilometer 19 wurde ich überholt. Mist. Was tun? Dranbleiben bis zum Ziel? Was käme dann? Ein Sprint? Hinterherlaufen und hoffen, dass ich doch mehr Kräfte hätte? Überholen und die Führungsposition zurückholen? Nein, dafür hatte es nicht mehr gereicht. Aber dennoch wollte ich das Rennen in einer guten Zeit nach Hause bringen. Unter 1:25 Stunden zu laufen, das hatte ich mir vorher als Ziel gesetzt. En ambitioniertes, aber realistisches Ziel.
Die letzten beiden Kilometer war ich irgendwie in einem Tunnel. Ich war platt, wollte den Lauf aber gut und in einer schnellen Zielzeit beenden. Ich wollte schnell bergablaufen, andererseits aber meine Beine nicht mehr unnötig belasten, denn dass ich nicht mehr auf Platz 1 kommen würde, war zu diesem Zeitpunkt klar. Auf dem letzten Kilometer durch die Altstadt standen viele Leute am Streckenrand und haben angefeuert. Ein tolles Gefühl! Bekannte Gesichter zu sehen, die mich anfeuern, dass ich als Zweite ins Ziel kommen würde – wow!
Mein Ziel unter 1:25 Stunden zu laufen konnte ich erreichen: bei 1:24:50 Std. stoppte die Uhr, yesssss!
Wie bereite ich mich auf einen solchen Wettkampf vor?
Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Denn wie immer gilt – wie genau ich trainiere, liegt daran, was für Wettkämpfe anstehen. Und gerade dann, wenn mehrere Wettkämpfe anstehen, muss ich mich entscheiden, was ein Priorität A- und was ein B-Race ist. Das Training ist dann immer eher auf die A-Rennen ausgelegt. 4 Wochen vor dem Heidelberger Halbmarathon stand z.B. die Deutsche Halbmarathon in Freiburg an, auf die ich mich primär vorbereitet hatte. Das ist allerdings ein flacher Lauf (wie die meisten Wettkämpfe, an denen ich teilnehme). Aber Schnelligkeit hatte ich in den letzten Wochen dafür gut aufgebaut, sodass ich in Freiburg eine neue Bestzeit gelaufen bin (1:19:49 Stunden = 3:47 min/km). Und diese Grundschnelligkeit bringt mir natürlich auch in den übrigen Wettkämpfen viel. Nach Freiburg wollte ich eigentlich den einen oder anderen hügeligen Lauf in mein Training einbauen, damit ich gut auf Heidelberg vorbereitet bin, vor allem an das Bergablaufen wollte ich (und meine Oberschenkel) gewöhnen. Das kam dann aber leider doch anders als geplant… Zuerst kam das Training etwas zu kurz, weil ich im Skiurlaub war und dort weniger lief, dann musste ich eine Trainingspause einlegen, weil ich krank war, dann kam ein 7-Nächte Block mit Nachtdiensten, in denen das Training auch nicht im gewohnten Umfang möglich ist. Aber was soll’s, ich hab das Beste draus gemacht und sobald es ging, so gut wie möglich trainiert. Und das hat ja auch gut geklappt, insofern sollen das alles auch gar keine Ausreden sein. Allerdings was mein Training eher unspezifisch für den Heidelberger Halbmarathon, da ich aktuell auch in der Duathlon-Vorbereitung bin. Entsprechend viel Radfahren stand also auch im Trainingsplan. Was habe ich also aus dieser Erfahrung gelernt? Es kann auch gutgehen, wenn nicht alles optimal oder nach Plan läuft. Denn trotz allem bin ich doch sehr zufrieden mit meinem Ergebnis.
Das Besondere am Heidelberger Halbmarathon für mich
Der Heidelberger Halbmarathon war einer meiner ersten Wettkämpfe in meiner “Laufbahn” (werft doch gerne einen Blick in meine Wettkampf-Chronik!). Seit ich 2014 nach Heidelberg gezogen bin, habe ich mich in dieses wunderschöne Städtchen verliebt. Und Wettkämpfe dort zu bestreiten, wo ich lebe, jeden Abschnitt der Strecke genau kenne, dort wo tagtäglich trainiere und wo ich im Teilnehmerfeld und am Streckenrand viele Leute sehen, das ist doch das Beste. Und mit Freunden, Bekannten und Kollegen über den Lauf zu reden, Erfahrungen auszutauschen, sich zu motivieren, das macht mir wirklich Spaß.
Das erste Mal habe ich 2016 teilgenommen. Damals noch sehr blauäugig. Ich war zwar sehr regelmäßig Laufen, aber weder schnell, noch ambitioniert oder spezifisch. Ich weiß nicht mal, ob ich vor diesem Tag im Training überhaupt mal eine solche Distanz gelaufen war. Ich glaube, ich hatte auch keine Lauf-/GPS-Uhr. Und das Absurdeste: ich wusste zwar, dass der Lauf ein paar Höhenmeter hat und war mir auch über den ersten Anstieg am Philosophenweg bewusst, was danach kam, wusste ich nicht. Entsprechend überraschend kam der Anstieg am Kloster und erst Recht der Anstieg am Schlosswolfsbrunnenweg. Denn so richtig genau hatte ich mir die Strecke vorher nicht angeschaut – wozu auch? Nichtsdestotrotz hat mit der Halbmarathon Spaß gemacht und ich wusste, ich würde wieder starten. Vor den Sub-1:30-Läufern hatte ich einen riesen Respekt.
Trotzdem sollte es ein Jahr dauern, bis ich den nächsten Wettkampf bestritt. Und das war wieder der Heidelberger Halbmarathon. 2017 konnte ich meine Zeit schon um über 13 Minuten verbessern. Da hatte ich Lust auf mehr bekommen und mich für meinen ersten Marathon angemeldet, der dann aber auch erst fünf Monate später stattfand. Wie es dann weiterging, ist bekannt. Der 3:01-Stunden Marathon im Herbst 2017 war eines der Schlüsselereignisse, die mich zum Leistungssport brachten. 2018 konnte ich in Heidelberg meine Zeit nochmal um weitere 7½ Minuten verbessern. 2023 war ich wieder über 9 Minuten schneller als 2018. Ob dieser Trend so weitergeht? Eins ist sicher – ich werde wieder hier im geliebten Heidelberg an der Startlinie stehen.
Danke an die TSG 78 Heidelberg für die Organisation dieses schönen Laufes und dass ich mit Euch unzählige Trainings gemeinsam absolvieren kann 🙂